Weltkugel

Deutschland ist auf ausländische Arbeitskräfte angewiesen

Gerade in der Zeit der Corona- Pandemie wird wieder deutlich, wie sehr uns in Deutschland, aber auch in anderen Industriestaaten ausländische Hilfsarbeiter*innen und Fachkräfte unterstützen, unsere Wirtschaft am Laufen zu halten, das Gesundheitssystem zu stützen und den Wohlstand zu sichern: Seien es Erntehelfer*innen, welche die Ernte sichern, Handwerker*innen, welche den hohen Bedarf decken, Spediteure*innen, die uns mit Gütern aus der ganzen Welt versorgen, Pflegefachkräfte, die sich unserer Lieben annehmen, aber auch Forscher*innen, Wissenschaftler*innen und Ärzt*innen, die mit ihrer Arbeit Leben retten. Sie alle erbringen Leistungen, welche uns das Leben ermöglichen, wie wir es kennen. Teilweise unter Bedingungen, welche für deutsche Arbeitnehmer*innen unattraktiv sind – daher sind wir ihnen zu Dank verpflichtet anstatt sie zu dämonisieren. 

Diese Zahlen zeigen, wie stark die deutsche Wirtschaft inzwischen auf ausländische Arbeitnehmer angewiesen ist. Laut Bundesagentur ist mehr als jeder zehnte Beschäftigte in Deutschland Ausländer: Im Herbst 2017 wurden 3,6 Millionen der insgesamt 32,7 Millionen sozialversicherungspflichtigen Tätigkeiten von Menschen ausgeübt, die eine andere Staatsbürgerschaft haben. Gerade in Zeiten von Corona ist es besonders beachtenswert, dass gerade auch die systemrelevanten Branchen/Berufe hohe Anteile von ausländischen Arbeitnehmer*innen aufweisen. 

So haben auch Feuerwehrmänner und -frauen ihr Wissen und ihre Erfahrung in anderen Ländern der Erde zur Verfügung gestellt, um neue Berufsfeuerwehren zu gründen, beispielsweise in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Aber auch angesichts der umfangreichen Waldbrände in Schweden im Jahr 2018 war internationaler Austausch erfolgreich – Feuerwehrleute aus Niedersachsen unterstützten mit Mannschaft und Gerät bei der Brandbekämpfung vor Ort und konnten umgekehrt viel über die Einsatztaktik bei Waldbränden lernen und in Deutschland weitergeben 

Arbeitsmigration und damit die Bereitstellung von Wissen, Fähigkeiten und körperlicher Arbeit über die eigenen Landesgrenzen hinaus sind seit Jahrtausenden Bestand der Ökonomien weltweit – wo Handel getrieben wurde, wurde früh versucht, entsprechende Fachkräfte für sich zu gewinnen und anzuwerben. 

Und by the way ist auch der umgekehrte Weg immer wieder aktuell: Kurz nach der Jahrtausendwende 2000 galt Deutschland als „kranker Mann Europas“ – geprägt von verkrusteten Strukturen, schwachem Wirtschaftswachstum und fast fünf Millionen Arbeitslosen. Dies trieb gerade junge Menschen ins Ausland – auf der Suche nach einem Job landen sie in den USA, in Österreich oder in der Schweiz. Im Privatfernsehen werden Sendungen wie „Goodbye Deutschland“ zum Quotenhit. Insgesamt wanderten zwischen 2004 und 2013 rund 1,5 Millionen Deutsche aus – und das nicht, weil ausländische Arbeitskräfte ihnen die Arbeit wegnahmen.