Als 1933 Adolf Hitler und die NSDAP an die Macht kamen, änderte sich einiges im Leben der Feuerwehren. 1938 trat das “Reichsfeuerwehrgesetz” in Kraft. Es regelte die Einbindung der Feuerwehren in die Feuerschutzpolizei und die Organisation der Feuerwehren im Deutschen Reich. Nun war die Feuerwehr der Polizei untergeordnet: Die Berufsfeuerwehren nannten sich „Feuerlöschpolizei“ und die Freiwilligen Feuerwehren wurden zur Hilfspolizeitruppe in die Ordnungspolizei eingruppiert. Die roten Feuerwehrfahrzeuge gab es schon damals, jedoch wurden sie dunkelgrün gestrichen, um einheitlich mit der Polizei zu sein. Rasch erkannte man die Fähigkeiten der Feuerwehrmänner und Dutzende wurden zur Wehrmacht eingezogen. Auch zur NS-Zeit wurde eine Nachwuchsabteilung gegründet, die HJ-Feuerwehr. Die meist älteren, bis dahin noch vom Kriegsdienst verschonten Kameraden, wurden 1940 auch zu Hilfspolizisten gemacht. Sie mussten eine schriftliche Erklärung vorlegen, in der sie mit ihrer Unterschrift bestätigten, „nichtjüdischer Herkunft“ zu sein. War dies nicht der Fall, wurde ihnen die Mitgliedschaft in der Feuerwehr entzogen. Mit Kriegsbeginn wurde es für die Feuerwehr immer schwieriger, ihre Einsatzbereitschaft aufrecht zu erhalten.
Auch die Struktur der Feuerwehren war dem NS-Regime ein Dorn im Auge. Alle bis dahin gegründeten Vereine und Verbände mussten aufgelöst werden, damit die Feuerwehren allein der Staatsgewalt unterstellt waren und keine eigenen Netzwerke bildeten.
Hermann Göring, Leiter der Polizei und damit auch der Feuerwehr, ließ alle Polizisten und Feuerwehrmänner auf ihre politische Gesinnung überprüfen und sonderte so nicht linientreuer Feuerwehleute aus. Wer bleiben wollte, hatte sich unterzuordnen. Um noch mehr Einfluss zu gewinnen, sorgte Göring dafür, dass Mitglieder der SA oder der SS zu Hilfspolizisten ernannt werden konnten.
Auch die Feuerwehren blicken somit auf eine dunkle Geschichte zurück. Ihre Strukturen wurden ausgenutzt, um sich stärker mit dem Volk zu vernetzen. Nach Kriegsende wurden neue Vereine/Verbände gegründet und Satzungen neu aufgestellt. Die Feuerwehren machten nicht nur Retten-Löschen-Bergen-Schützen zu ihren Aufgaben, sondern auch die Förderung der Demokratie. In diesem Jahr jährt sich nicht nur das Kriegsende zum 75. Mal, sondern wir blicken auch auf 75 Jahre friedlichen Feuerwehrdienst zurück. Im Laufe der Zeit entwickelte sich das Feuerwehrwesen sehr vielfältig. Jugendfeuerwehren wurden gegründet und heute auch Kinderfeuerwehren. Die Feuerwehren stehen in der Mitte der Gesellschaft. Vielerorts rücken Menschen aus, die in ihrer Freizeit in Lehrgängen, Übungen und Einsätzen das Wissen und die Fähigkeiten erlernen, die notwendig sind, zu helfen, wo Hilfe nötig ist: bei Unfällen, Bränden, Naturkatastrophen… Aber auch bei der Gestaltung des Zusammenlebens in der Gemeinschaft. So organisiert die Feuerwehr Feste und Feiern, sammelt Weihnachtsbäume nach den Feiertagen ein, begleitet, lehrt und unterstützt Kinder und Jugendliche in den Jugend-/Kinderfeuerwehren, in Schulen und Kindertagesstätten.
Wichtige Werte wie Teamwork und Zusammenhalt sind ausschlaggebend zur Identifikation mit den Aufgaben, Strukturen und den Menschen, damit ein Engagement in der Feuerwehr von Dauer sein kann. Über die Funktionen im Brandschutz, der allgemeinen Hilfe und im Katastrophenschutz hinaus haben Feuerwehren eine weitaus bedeutendere Rolle – sie stehen für Hilfsbereitschaft und sind eine demokratische Organisation. Sie engagieren sich vor Ort und sind mit lokalen Politikern, Betrieben und Vereinen vernetzt.
Und auch heute heißt es stets wachsam zu bleiben, damit sich eine solch schlimme Zeit nicht wiederholt, denn die Feuerwehren stehen wieder im Fokus der Rechten. Als moderner Jugendverband gestaltet die Hessische Jugendfeuerwehr aktiv die Zukunft der jugendlichen Feuerwehrleute mit. Dies bedeutet für uns Verantwortung zu übernehmen und Demokratie zu leben. Wichtig ist dabei, die Werte nicht nur an die Jugendlichen zu vermitteln, sondern auch nach außen darzustellen, sowohl im Leitbild als auch in der vom Jugendforum mitentwickelten Wertespirale. Damit sind Jugendfeuerwehren aufgefordert, Jugendliche zu kritisch denkenden, mündigen und demokratischen Bürgern zu erziehen.
„Einer für alle – Alle für einen!“ als ein Leitspruch der (Jugend-)Feuerwehren heißt:
- Helfen, ungeachtet von Herkunft, Religion, Hautfarbe, sexueller Orientierung,…
- Vielfalt leben und als Jugendfeuerwehr offen sein für Mädchen und Jungen unterschiedlicher Religionen, sozialer, kultureller oder nationaler Herkunft und sexueller Orientierung
- Demokratie und demokratische Prozesse erlebbar machen
- Physische und psychische Gewalt nicht zulassen
- Offensiv Themen aus der Mitte der Gesellschaft wie Gewalt, Ausgrenzung, Diskriminierung, Rassismus und rechtsextreme Ideologien zu bearbeiten und sich klar zu positionieren.
Diskriminierung auf Grund von Nationalität, Herkunft, Geschlecht, Religion oder Hautfarbe und vermeintlich nicht der „Norm“ entsprechenden Mitmenschen stehen im Widerspruch zum Vielfaltgedanken. Schon deshalb schließen sich demokratiefeindliche Agitation und Mitgliedschaft in der Feuerwehr aus.
Jugendfeuerwehr ist gegen Hass und Hetze, darum #niewieder