Alles Grün bei dir?

„Dein Klassenkamerad hat ein neues Smartphone, aber du hast nur das Vorgängermodel?“

„Deine 30-jährige Nachbarin ist bereits geimpft und deine 70-jährige Mama nicht?“

“Dein großer Bruder bekommt ein neues Jugendzimmer und du nicht.”

Neid tritt in jedem Alter und in jeder Form auf. Und es gibt viele Sprüche dazu.

Beispielsweise: „Neid musst du dir erarbeiten, Mitleid bekommst du geschenkt.“

Jeder kennt Neid. Weil er selbst gelegentlich neidisch auf einen Mitmenschen ist, oder weil er den Neid anderer auf sich spürt. Doch wie kommt es zu Neid? Wie entwickelt sich Hass auf bestimmte Gruppen?

Neidisch ist man, wenn man von etwas zu wenig bekommen hat.

Menschen neigen dazu, sich ständig mit anderen zu vergleichen und zu messen. Überlegungen wie

  • „Wer hat die Impfung als erstes bekommen.“,
  • „Warum hat der Nachbar eine schönere und günstiger Wohnung als ich.“ oder
  • „Warum bekommt meine Klassenkameradin eine bessere Note in Bio als ich, obwohl ich genauso viel gelernt habe“

zeigen, wie oft wir uns vergleichen, und dass wir diese Vergleiche am liebsten immer „gewinnen“ wollen. Wir wollen die bessere Note, die schönere Wohnung oder als erstes geimpft werden.

Neid hat schon in der Evolution des Menschen eine wichtige Rolle gespielt. Er ist das Ergebnis des Wettstreits um begrenzte Ressourcen. Schon in der Frühgeschichte der Menschheit ist es nicht nur darum gegangen, viel zu besitzen, sondern darum, mehr als die anderen zu haben.

Neid heizt zusätzlich den Konsum an: Das neueste Automodell, der noch größere Flachbildschirm, das neuste Handy – all dies lässt sich auf Basis einer ordentlichen Prise Neid in der Gesellschaft deutlich besser verkaufen.

Neben Neid gibt es noch die Missgunst. Man gönnt einem anderen Menschen eine Sache nicht. „Die alte Frau Müller braucht keine Impfung. Ich will jetzt geimpft werden.“

Gefühle wie Neid und Missgunst sind menschlich. Wir leben nicht im Vakuum, mitunter sind diese Gefühle eine direkte Reaktion auf das Verhalten einer anderen Person. Wird der Neid und die Missgunst immer größer, können sie in Hass umschlagen. Neid oder Missgunst vergiftet Seelen, sägt an Freundschaften und spaltet Gesellschaften. Als Folge des Hasses gegen eine Person oder am Ende verallgemeinert gegen Gruppen entstehen häufig solche Äußerungen: „Junge Menschen sind Teil des täglichen Lebens, gehen arbeiten und sind einem hohen Risiko ausgesetzt. Alte Menschen sitzen nur zuhause und brauchen somit keine Impfung!“

Doch wie gehe ich mit Neid um und was kann ich dagegen tun?

Ein stabiles Selbstbewusstsein schützt vor Neid. Zur Neidbewältigung gehört auch der Perspektivwechsel: Mein Nachbar hat zwar das größere Auto und verdient viel Geld. Dafür arbeitet er aber auch rund um die Uhr. Will ich das?

Bist du selbst von Neidern betroffen, denke daran, was Oskar Wilde sagte: „Die Anzahl unserer Neider bestätigt unsere Fähigkeiten“. Bedenke, dass ein Stirnrunzeln oder eine abschätzige Bemerkung von Neidern nichts ändert. Dein Erfolg, deine Leistung wird durch diese Bemerkung nicht geschmälert. Ein neidischer Spruch deines Nachbars wird nichts daran ändern, dass du nun geimpft wurdest. Ein missgünstiger Blick deines Freundes vermindert nicht das Lob deines Wehrführers für eine gute Leistung.

Wenn also deine Freunde, Bekannte oder Kollegen das nächste Mal neidisch schauen oder dich mit einem missgünstigen Spruch treffen wollen, frag dich einfach: “Ändert sich dadurch etwas an meinem Erfolg, meiner Leistung?” – NEIN

„Der Mensch beschäftigt sich leider viel zu oft mit Neid, Missgunst und Hass. Würde er diese Energie in etwas Sinnvolleres einsetzen, könnte er Berge versetzen.“

Stefan Wittlin

Neid in der Jugendfeuerwehr?

In der Jugendfeuerwehr sind alle gleich und tragen dieselbe Uniform. Junge Menschen brauchen Vorbilder, die ihnen bestimmte Verhaltensweisen vorleben – Neid gehört nicht dazu. Sie durchleben in der Kindheit und Pubertät eine Selbstfindungsphase. Fehlendes Selbstbewusstsein können Jugendfeuerwehrwarte und Betreuer durch die Nachahmung eines vorgelebten

Werteverständnisses kompensieren. In der Gemeinschaft ein Ziel zu verfolgen und als junger Mensch Teil des Erfolgs zu sein, fördert den Zusammenhalt, vermittelt allen ein gutes Gefühl und macht Spaß. Hinzu kommt, dass bestimmte Umgangsformen und Verhaltensweisen für jeden in der (Jugend-)Feuerwehr verpflichtend sein müssen. Diskriminierung, Hass und Ausgrenzung haben in der (Jugend-)Feuerwehr nichts verloren.